Am ersten Junifreitag war ich ganz aufgeregt. Sollte es wirklich wahr werden? Seit über drei Jahren hatten meine Freundin Steffi und ich geplant, im Juni zusammen ein Wochenende wegzufahren. Ohne Kinder, ohne Männer, einfach nur wir zwei. Uns trennen normalerweise 300 Kilometer. Wahrlich nicht unüberwindbar, aber definitiv nicht dazu geeignet, eben mal so zueinander zu fahren. Erst recht nicht, um unkompliziert am Alltag der anderen teilzunehmen. Wir haben trotzdem Teil an unserer beider Leben, vor allem durch sehr regelmäßige Text- und Sprachnachrichten. Dennoch, Zeit bei- und miteinander, die fehlt uns. Wir besuchen uns zwar gegenseitig verhältnismäßig regelmäßig mit unseren Familien im Schlepptau, sodass wir uns ein- bis zweimal im Jahr sehen. Aber gemeinsam Urlaub machen, das ist natürlich besonders toll.
Das letzte Mal sind wir 2018 zusammen weggefahren, allerdings hatten wir da noch zwei entzückende Stillkinder im Schlepptau. Die Fotos sind in diesem Blogpost leider nicht mehr enthalten, aber ein bisschen was zu lesen gibt es.
2020 hatten wir uns im Frühjahr als gemeinsame Durchalteparole für den Februar (so meine ich) ein Wochenende im Weserbergland für den Juni ausgeguckt. Wegen Corona wurde daraus nix. Und wie erwähnt, dauerte es drei Jahre, bis wir einen neuen Anlauf starten konnten (Obwohl, ein paar Anläufe hatten wir bereits gestartet, die aber, aus diversen Gründen, erfolglos blieben). Diesmal hatten wir uns als Ziel das Alte Land auserkoren. So saß ich also Freitagmittag schon im Regionalzug nach Horneburg.
Etwa zwei Stunden sollte ich unterwegs sein, alles im Tarifgebiet des HVV und deshalb für etwa 7 Euro. Steffi reiste mit dem Auto an. Natürlich hatte mein Zug Verspätung. Da war es gut, dass Steffi mich einfach am Bahnhof einsammeln konnte. Der nächste Bus nach Mittelnkirchen fuhr nämlich erst eine Stunde später wieder. Wie schön es war, mit zwei beim Bäcker gekauften Bechern Milchkaffee auf dem Bahnhofsvorplatz zu stehen und sie heranfahren zu sehen!
In Mittelnkirchen angekommen, stellten wir nur schnell das Gepäck in unsere gemütliche Ferienwohnung auf einem echten alten Obsthof ab. Dann gingen wir einmal über die Straße, stiegen auf den Deich und spazierten einfach mal ins Blaue hinein.
Zu schön! Und welches Glück wir mit dem Wetter hatten! Überall an den Häusern blühten Blumen, die Lühe floss zügig dahin und wir redeten. Was auch sonst? :-)
Hier spreche ich gerade mit Elin, die angekündigt hatte, mich während meiner Abwesenheit etwa siebenmal per Videocall anzurufen.
Irgendwann waren wir in Steinkirchen angekommen. Einziges Ärgernis auf dem Weg dorthin: quietschende Fahnen… In Steinkirchen zog es uns zuerst – in die Kirche.
Na ja, eigentlich waren wir auf der Suche nach einem ganz bestimmten Café. Nun bin ich einmal recht tief im meine Archive eingetaucht und habe nach dem Bericht zu diesem Café gesucht, wo Niklas einmal bei einer gemeinsamen, für uns schon nahezu legendär gewordenen Radtour, ein Schinkenbrot bestellt hat, ohne dass dieses auf der Karte stand. Wir anderen (Steffi, Anna und Daniel), die ihn vorher leicht verspottet hatten, saßen dann vor unseren Tortenstücken und starrten sehnsüchtig auf das riesenhafte Holzbrett, bestückt mit einer veritablen Schinken- und Brotauswahl. Lustigerweise habe ich durchaus über diese Radtour geschrieben, aber nur bis kurz vor Steinkirchen (warum über den Rest nicht mehr, kann ich gar nicht sagen. Dieser Teil der Wegstrecke ist mir allerdings noch sehr eindrücklich im Gedächnis. Vielleicht auch, weil ich am Ende fast nur noch im Stehen fahren konnte, weil mir der Hintern aufgrund der ungewohnt langen Tour so weh tat). Und: der erste Beitrag hatte genau den Titel, den ich, ohne das zu erinnern, für meinen heutigen Beitrag gewählt habe.
https://schwertfischaufkoks.de/2012/es-war-einmal-im-alten-land/
https://schwertfischaufkoks.de/2012/barmbek-blankenese-cranz/
Genau in diesem Gartencafé saßen wir nun, elf Jahre später, ohne Schinkenbrot, dafür vor riesigen Tortenstücken und großen Teepötten und hatten es schön. Wirklich, so schön!
Warum es keinerlei Bloggertypische Fotos vom Essen gibt, kann ich nicht sagen. Nach der Stärkung liefen wir auf dem Deich zurück zur Ferienwohnung. Wir beschlossen, fürs Frühstück am Samstag einkaufen zu fahren und danach am Lüheanleger essen zu gehen. Es kann durchaus auch sein, dass es andersherum war oder wir den Einkauf noch nach hause gefahren haben, bevor wir zum Restaurant fuhren. Sicher weiß ich nur, dass wir den Rewe zunächst nicht gefunden haben :D Der war irgendwie versteckt ;-)
Das Essen abends war in Ordnung (und hey, wir mussten nicht kochen!), danach am Lüheanleger zu sitzen und den Sonnenuntergang zu genießen, das war traumschön.
Es mag sein, dass ich abends beim Reden im Bett mitten im Gespräch eingeschlafen bin. Es mag sein, dass Steffi das Gleiche am nächsten Abend passiert ist, während wir darüber sprachen, dass ich ja am Abend vorher mitten im Gespräch…
Samstag gab es erst einmal Frühstück.
Danach fuhren wir ins wunderschöne Stade. Bummeln, schauen, genießen, sich freuen und gar nicht recht glauben, wie schön alles war.
Immerhin, von unserer Mittagspause gibt es das obligatorische Foto:
Mein Sandwich war göttlich. Die Aussicht inklusive Mauerseglergeschrei und Flugshow trugen sicher ein wenig dazu bei.
Nach der Stadttour hatten wir Kontrastprogramm vor. Steffi hatte vorgeschlagen, nach Lühesand zur fahren, einer kleinen Elbinsel mit Campingplatz. Da wollte ich schon lange einmal hin. Und es war wunderbar.
Ob man den Strand nun Strand nennen kann oder ob wir nur zu doof waren, ihn zu finden – egal. Wir lagen eineinhalb Stunden einfach nur am Elbufer. lauschten den Wellen, guckten Schiffe und Boote und waren glücklich. Für unsere Verhältnisse haben wir sogar ziemlich wenig geredet. Bis auf den Moment, wo wir fast weggespült wurden!
Irgendwann sind wir ganz gemächlich durch von Heckenrosen übersäte Wildwiesen wieder zum Fähranleger gelaufen. Und irgendwann sind wir wieder aufs Festland übergesetzt. Pure Entschleunigung, dieser Ausflug!
Dann gab es eine kleine Pause in der Ferienwohnung, bevor uns mein Hunger wieder an den Lüheanleger trieb. Dort aßen wir diesmal an einem Imbisswagen ganz handfest Currywurst oder Pommes. Unser eigentliches Ziel war wieder die Betrachtung des Sonnenuntergangs.
Sonntag frühstückten wir wieder sehr gemütlich in unserer Ferienwohnung. Die ist wirklich sehr schön (und die Vermieterin sehr nett und herzlich). Wir hatten uns deswegen auch entschieden, nicht in ein Café zu fahren, da wir die Wohnung dank des guten Wetters bisher außer zum Schlafen kaum genutzt hatten. So ganz das richtige Café hatten wir für ein Frühstück eh nicht gefunden und so war es eine gute Lösung für uns.
Danach fuhren wir zusammen nach Horneburg, wo wir noch eine Weile auf einer Bank im Schlosspark saßen, redeten und die Stare bewunderten. Dann fuhr Steffi mich zum Bahnhof und wir traten beide unsere Rückreise an. Hach!
Danke, liebe Steffi, für dieses wunderbare Wochenende! Und dieses Wetter! Tja, wenn Engel reisen….