Es ist Oktober. So richtig goldener Oktober. Gestern morgen habe ich einen Rappel bekommen. Ich war einfach unzufrieden. Am Tag davor war ich das schon gewesen, außerdem richtig wütend und traurig zwischendurch auch. Warum? Och. Es gab ein bisschen morgendliches Theater wegen falsch geplanter Aufstehzeiten, ehelicher Unstimmigkeiten über Aufgabenverteilungen (wahrscheinlich vor allem von meiner Seite aus und auch nix Ernsthaftes) und „hässlichen“ Jacken, dazu Jobabsprachen, die nicht eingehalten wurden (nur Kleinigkeiten, trotzdem nervig) und ganz bestimmt auch wegen Hormonen, die im Hintergrund bereits fleißig daran werkelten, mein grundsätzlich im Häuslichen eher harmoniesüchtiges und ausgleichendes Wesen für die nächsten paar Tage ein bisschen durchzuschütteln und zu entstauben. Also, nix eigentlich ;-)
Ich kann dann wunderbar in meinem Kopf mit mir selbst diskutieren, was ich denn nun, verdammte Axt tun könnte, um diesen Morgen/Tag wenigstens ein bisschen schöner zu machen. Was ich dann gemacht habe und was zum Glück gestern auch eine gute Entscheidung war:
Mit dem Rad zur Bücherhalle in Farmsen fahren. Vorher Bargeld beim Paketshop vorbeibringen, wo ich morgens vergeblich versucht hatte, die Kosten für ein Päckchen mit anderen Zahlungsmitteln zu begleichen…
In der Bücherhalle Bücher abgeben und meine Karte entsperren lassen. Tja, das Paswort war wohl zu schwer für mich gewesen. Eingeweihte Bücherhallennutzende wissen, dass das eher merkwürdig ist. Dann habe ich mich dort an einen Arbeitsplatz gesetzt, meinen Laptop aufgeklappt und wunderbar fokussiert gearbeitet.
Danach habe ich eine schöne Auswahl Bücher gefunden, die ich auch schon mit Blick auf unseren Herbsturlaub ausgeliehen hab. Für Linus und Elin „Emil und die Detektive“, denn „Das fliegende Klassenzimmer“ wurde hier gerade sehr geliebt. Außerdem ein Band der „Tierpolizei“. Anna Böhms „Einschwein“ finden hier alle toll, deswegen bin ich schon sehr gespannt auf die uns noch unbekannte Reihe. Für mich habe ich eine Mischung aus sehr leichter (ich sag nur „Bridgerton“), mittlerer (Petra Oelkers „Brücke zwischen den Welten“ z.B.) und etwas schwererer Kost (The Illuminations – Andrew O’Hagan) ausgesucht. Das Tolle ist ja: man kann einfach reinlesen, und wenns doch nix ist, gibt mans halt wieder zurück.
Kurz davor hatte ich in zwei Tagen „Zur See“ von Dörte Hansen gelesen. Moni hatte es zum Geburtstag bekommen und mir zum Glück direkt nach dem Fertiglesen geliehen. Was für ein schönes Buch! Es hat einen Ehrenplatz auf meiner Leseliste dieses Jahr bekommen. Dort stehen inzwischen über 40 Bücher, buntgemischt, und es macht mich froh, dass mein selbsterkorenes Lesetrainigsjahr bisher so erfolgreich war und ist. Ich hatte es unterschwellig so vermisst, zu lesen. Also so richtig. Und nicht nur ab und zu mal aus Versehen. Die Menge an Büchern ist dabei ja völlig egal. Für mich nur wichtig: Lesen fest in mein Leben einzubauen. Auch mal dranzubleiben, wenn es schwierig scheint, und dann reich belohnt zu werden (wie bei „Matrix“ von Lauren Groff). Bücher zu lesen, die mich vor allem sprachlich verzaubern, auch wenn ich nicht alles verstehe (Lisa Kreißlers „Blitzbirke“). Oder solche, die mich komplett in ihren Bann und ihre Welt ziehen (Cloud Cuckoo Land von Anthony Doerr und The Devil and the Dark Water von Stuart Turton. Es gab auch welche, die ich letztendlich einfach blöd fand (The Seven Deaths of Evelyn Hardcastle und The Skull beneath the Skin, jeweils von Autor*innen, deren vorherige Bücher ich unfassbar gut fand :D
So. Kurzer Leseexkurs. Na ja, nach der Bücherhalle bin ich zu einem kleinen asiatischen Imbissrestaurant in Farmsen zum Mittagessen gegangen. Ich wurde so freundlich bedient, das Essen war lecker, die Einrichtung gefiel mir wunderbar. Ich habe mich einfach wohlgefühlt. Ein bisschen erinnerte mich die resolute, freundliche Gastwirtin, die einer Frau am Nachbartisch ungefragt ein Glas Leitungswasser brachte und ihr einen Vortrag hielt, dass man Tabletten nicht mit Cola einnehmen sollte und die mir nach dem Bezahlen einen Bonbon in die Hand drückte (haha!), an meine Oma. Und das war schön.
Ich habe dann noch eine Box gemischtes Baklava von einer Baklavabäckerei gegenüber mitgenommen und bin noch kurz durchs Einkaufszentrum geschlendert. Sehr spontan habe ich mir einen Glitzertüllrock und ein Herbstkleid gekauft. Steffi hat mich per virtueller Shoppingberatung dabei unterstützt.
Als ich dann mit einer Riesentasche voller Bücher, Baklava und neugekaufter Kleidungsstücke auf dem Rad Richtung Schule saß (wo ich Elin aus der Ferienbetreuung abgeholt habe), merkte ich, wie gut mir das getan hatte: Einfach mal woanders sein, und mich einfach mal ein bisschen selbst verwöhnen. Da konnte ich dann endlich wieder mit der Oktobersonne um die Wette strahlen. Auch wenn es natürlich vollkommen in Ordnung ist, mal schlechte Laune zu haben. Ich hab die nur so ungern.
Liebe Anna,
das klingt nach einem gelungenen Vormittag! Ich finde, Du kannst stolz sein. Klar, keiner mag gerne schlecht gelaunt sein, aber es gibt dann halt diese Leute, die sich so richtig darin suhlen, und es ungefiltert an anderen auslassen. Da gehört schon was dazu, sich aufzuraffen und etwas dagegen zu tun. Zum Glück wird es reich belohnt! Fühl Dich fest gedrückt!
Deine Lisa
🥰