Bestimmt haben einige schon bemerkt, dass es in den letzten Wochen recht ruhig geworden ist, hier auf „Schwertfisch“. Der Grund dafür ist eigentlich einfach: Ich mache seit einer Weile ein Praktikum in einer PR-Agentur und arbeite deswegen gut 40 Stunden die Woche. Das hat natürlich Auswirkungen auf meine Freizeitgestaltung. Nach vielen, vielen Jahren (nämlich etwa 7), in denen ich meine Zeit ziemlich selbstbestimmt einteilen konnte, lebe ich jetzt in einem relativ restriktiven Zeitmodell.
Es ist auf jeden Fall sehr interessant und häufig auch erfüllend, Neues zu erlernen und neue Menschen kennen zu lernen. Nach einer Zeit des Orientierens und Suchens ist es für mich außerdem schön, meine Kompetenzen und Fähigkeiten tatsächlich im Berufsleben einzusetzen und dafür auch Anerkennung zu erhalten.
Natürlich frage ich mich trotzdem manchmal: Ist das wirklich das beste Arbeitsmodell für mich? Regelmäßig jeden Tag zu arbeiten, tut mir gut. Das kann ich auf jeden Fall sagen. Was mir manchmal fehlt, ist die Möglichkeit, meinen Arbeitstag eigenverantwortlich zu gestalten. Ich hätte gerne die Option auf eine längere Mittagspause, die nicht einfach nur der Nahrungsaufnahme dient, sondern auch dem Kopf-frei-Kriegen. Es wäre auch schön, nicht den ganzen Tag hauptsächlich an meinem Schreibtisch zu sitzen, sondern auch einfach mal den Platz zu wechseln. Wie wäre es mit Korrektur lesen im Park oder texten in einem Café? Ein Bibliothekszimmer mit Sofas und Laptopanschlüssen oder eine Dachterrasse beziehungsweise Garten mit Arbeitsplätzen stünden sicher auf der Wunschliste für meinen Traumarbeitsplatz :-) Und auch die Möglichkeit, nach abgearbeiteter Aufgabenliste zu sagen: „Meine Ziele für heute sind erreicht, jetzt geht’s ab nach hause“ wären für meine persönliche Motivation dienlicher als eine festgelegte Stundenzahl, die ich im Büro zu verbringen habe.
Was ich aber wirklich vermisse, ist Zeit, um kreativ zu sein. Wenn ich abends nach hause komme, ist es schon eine Herausforderung, noch zu kochen oder einzukaufen oder die notwendigsten Haushaltspflichten zu erfüllen (und oft genug fallen die auch hinten über, schließlich gibt es auch noch Leiterrunden und noch viel wichtiger: Treffen mit Freunden!). Oft würde ich am liebsten einfach nur essen, ein bisschen fernsehen und schlafen. Meine Wochenenden sind in der letzten Zeit häufig mit Pfaditerminen gefüllt. Die sind schön und anstrengend zugleich und auch mal sehr zeitintensiv. Sonntagsabends nach dem vierstündigen Putzen des Kellers nach dem Jubiläumstag am Samstag noch ein kreatives Projekt zu beginnen ist nicht sehr realistisch (und erscheint mir dann in dem Moment auch einfach nicht so erstrebenswert).
Freunde treffe ich trotz meiner für mich noch ungewohnt langen Arbeitstage. Sie sind mir zu wichtig, um sie nicht zu sehen und außerdem stört es sie hoffentlich auch nicht allzu sehr, wenn ich während unserer Gespräche nicht mehr ganz auf der Höhe meiner kreativen und geistigen Kräfte bin :-). Auch das Kochen findet öfter mal einen Platz in meinem Tagesablauf, weil man – und ganz besonders ich – ja einfach essen muss. Am Wochenende genieße ich es, mehr Zeit dafür zu haben und bewusst und ohne Zeitdruck in der Küche zu stehen, um zu schnippeln, braten und rühren.
Tja, aber das Kreative. Fotografieren, bloggen, nähen, sticken, zeichnen, stricken… Dafür benötige ich zum einen Zeit und zum anderen die geistigen Resourcen, um Ideen zu spinnen. Irgendwie bedingen sich beide Faktoren auch noch gegenseitig und von beiden habe ich im Moment einfach nicht mehr so viel, wie noch vor drei Monaten. Daran, dass ich das Kreativ-Sein vermisse, merke ich aber auch, dass ich mir dafür bewusst Platz in meinem neuen Tagesablauf suchen sollte. Denn genau die oben beschriebenen Dinge sind in den letzten Jahren wichtiger Bestandteil meines Selbstverständnisses und zu einem persönlichen Bedürfnis geworden. Wenn ich ein „Projekt“ in meinem Kopf entwickle, wenn ich es dann in die Tat umsetze und ihm meine eigene Handschrift verleihe, genau dann erlebe ich viele kleine Glücksmomente. Und die sind mir zu wichtig, um sie im Arbeitsalltag untergehen zu lassen.
Also wird „Schwertfisch“ auch nicht sterben. Es wird ein wenig ruhiger hier sein als früher einmal. Aber auch das kann sich wieder ändern. Und ich freue mich weiterhin darauf, anderen hier ein paar Einblicke und Eindrücke zu schenken und sie damit vielleicht zu erfreuen :-).
Wie geht es euch in eurem „Alltag“? Seid ihr zufrieden oder müsst ihr euren Rhythmus noch finden?
Naja, einen Rythmus hab ich schon gefunden, aber ich bin auch sicher, dass der nicht der beste ist.
denn ich habe Montags und Freitags frei. Aber statt da produktiv zu sein, was im moment wegen anstehender Klausuren auch wichtig wäre, verbringe ich die Tage mit lange Schlafen, Fernsehen, lesen und mich drücken. spätestens wenn ich zeitlichen Druck bekomme, wird das hoffentlich besser, aber es wäre doch sinniger, wenn ich es schaffen könnte, regelmäßiger zu arbeiten, dann hat man am Ende auch nicht so einen Haufen vor sich. Jemand nen Tipp?
Liebste Anna,
ich werde hier bestimmt nicht reinschreiben, dass ich mit meinem Alltag zufrieden bin. Aber ich hatte schon eine Zeit, in der ich sehr zufrieden war. Zumindest mit meiner Zeit. Ich hoffe und denke, dass Du Dir Deine Zeit noch richtig einteilen wirst. Ich hoffe, dass Dir Deine Arbeit genug Spaß bereitet, so dass die unschönen Dinge, die sie so mit sich bringt, nicht überwiegen. Dass die Kreativität ein wenig leidet ist mir klar und ich kann vermutlich nicht ermessen, wie doof das erst für Dich ist. Aber vielleicht ergibt sich ja bei Dir irgendwann die Möglichkeit in einem Café zu schreiben oder beim Picknick korrekturzulesen. Das wünsche ich Dir auf jeden Fall.
Ich drück‘ Dich.
– Basti –