Ich weiß schon jetzt, dass Mama wahrscheinlich sagen wird, dass ich zu ehrgeizig bin, aber ich möchte trotzdem ein bisschen über das Hausarbeitenschreiben schreiben, denn bis jetzt habe ich dieses Thema abgesehen von einigem Rumgejammer ziemlich von „Schwertfisch“ ferngehalten. Dabei arbeite ich jetzt schon gut zwei Wochen an meiner ersten Hausarbeit für diese Semesterferien und damit ist das ja auch ein ziemlich großer Teil meines Alltags und ich dachte, dass einige von euch dieses Thema auch interessant finden könnten.
Im Laufe meines Studium und nach diversen Hausarbeiten habe ich eine recht gute Vorstellung davon, wie der Prozess des Hausarbeitenschreibens normalerweise bei mir abläuft. Am Anfang bin ich relativ entspannt, das Thema steht jetzt ja fest und ich kann mich ohne schlechtes Gewissen stundenlang in Büchern vergraben, denn ich muss ja die Fachliteratur zu meinem Thema sichten. Wenn es denn brauchbare gibt… Im Großen und Ganzen mag ich diese erste Phase der Literatursichtung sehr gerne, ich brauche nur konsumieren, nicht eigene Gedanken produzieren und ich kann das gegebenenfalls auch mit einer Tasse Tee, meinen Klebemarkern und einem Bleistift auf dem Sofa tun. Oder in der Fachbereichsbibliothek, wo ich auch ganz gerne bin. Ich schreibe auch gerne die Literaturangaben für meine Hausarbeit und freue mich, wenn ich viel Literatur finde. Normalerweise brauche ich für diese Phase ungefähr eine Woche (natürlich wäre es bei allen Phasen wünschenswert, mehr Zeit zu haben, aber man bedenke, dass innerhalb der siebenwöchigen Semesterferien diesmal drei Hausarbeiten geschrieben werden müssen, sowie meine Inkonsequenz, nicht schon im Semester selbst anzufangen – hier also meine erste Unzufriedenheit mit mir). Diesmal habe ich nicht so viel Literatur gefunden, beziehungsweise, die die ich fand, als nicht nützlich bewerten müssen, also musste ich eine zweite Runde starten. Dadurch haben sich Phase eins und zwei (struktuelle und konzeptionelle Überlegungen, und ganz wichtig, Textarbeit (denn ich schreibe diesmal über einen Roman), ja, das nimmt auch etwa eine Woche in Anspruch) vermischt. Ist ok.
Aber auch in der zweiten Woche schlich sich schon wieder Unzufriedenheit ein. Ich hatte mir einen sehr strengen Zeitplan geschrieben (den ich bei früheren Hausarbeiten meist durchaus so eingehalten habe – glaube ich) und diesen nach meinem Gefühl nicht gut genug eingehalten. Allerdings habe ich mich damit nicht so schlecht gefühlt, wie manch anderes Mal. Warum auch immer, vielleicht ja auch ganz gut. Wiederum ist zu bedenken, dass ich zwar „Ferien“ von der Uni hab, nicht aber von anderen Sachen wie Pfadfindern und so. Ich finde das einerseits blöd, weil dadurch meine Arbeitszeit natürlich schrumpft. Andererseits ist aber auch gut, weil man dann auch mal was anderes macht…
Nun ja, erleichternd war, dass ich ohne allzuviel zu kämpfen, einen ersten Teilbereich der Arbeit geschrieben bekam. Ich kämpfe nämlich manchmal um jede Seite und deswegen ist es gut, zu Beginn der dritten Phase (die richtige Arbeit: das tatsächliche Schreiben) schon einmal 4,5 Seiten Text geschrieben zu haben. Das half aber nichts gegen die gefürchteste Phase: Phase 4, die Panikattacke. Kann von ein paar Minuten bis zu mehreren Stunden anhalten und wiederholt sich, gerade in der letzten Arbeitswoche (ich nehme mir meist ca. 3 Wochen pro Arbeit) gerne. Sie sieht so aus, dass ich meine ganze bisherige Arbeit an dieser Arbeit in Frage stelle, meine alten Hausarbeiten angucke und sie auch scheiße finde und mich generell für meine Faulheit und Unfähigkeit verurteile. Dazu kommt ein wirklich schlechtes Gefühl direkt unter dem Brustbein (da wohnen wohl mein schlechtes Gewissen und die Selbstunterschätzung in einer WG zusammen). Nur das Darüberschreiben ruft es schon hervor :) So siehts aus. Und das war heute Mittag auch los hier bei uns. Daniel muss das dann ertragen, aber diesmal wars nicht ganz so schlimm, ich habe nicht geheult und eigentlich nur muffig geguckt. Er ist dann immer sehr lieb, auch wenn ich bei seinen Kommentaren wie „Du kriegst das ganz bestimmt hin!“ (in dem Wissen, dass ich es bis jetzt immer – halbwegs (seht ihr, hier meldet sich wieder der Selberschlechtmachwurm!) – hinbekommen hab) ihm am liebsten entgegenschleudern würde: „Woher willst du das denn bitte wissen? Es ist ja alles scheiße, was ich bis jetzt gemacht habe und außerdem schaffe ich das bestimmt nicht in der Zeit, und wenn ich so arbeiten würde, wie man es müsste, damit die Hausarbeit gut wird, bräuchte ich noch mindestens vier Wochen!!“ Zum Glück kann ich mich da halbwegs (und diesmal ist es angebracht :) )zurückhalten. Denn er kann ja gar nichts dafür!
Die Phase ist fürs erste nahezu überwunden, ich habe auch fast geschafft, was ich mir für heute vorgenommen hab, und nachdem ich dies hier fertiggeschrieben habe, werde ich mich nochmal daran setzen, bis „House“ anfängt.
Die Phasen, die ich jetzt noch erwarte, sind das fieberhafte Schreiben und teils schmerzhafte Nachdenken sowie der Stolz, nachdem ich endlich fertig bin. Und dann auf zur nächsten Arbeit ;) . Zum Glück habe ich für mich rausgefunden, dass ich am Besten arbeiten kann, wenn ich per Hand vorschreibe und dann abtippe. Andere finden das furchtbare Zeitverschwendung, aber bei mir scheint der Denkprozess erst durchs Schreiben auf Papier mit Tinte so richtig in Fluss zu kommen.
Der Text ist lang, gibt aber immer noch nicht all meine Gedanken und Gefühle zu dem Thema wieder. Muss er ja vielleicht auch nicht. Wer will schon wissen, dass ich mich für mittelmäßig beziehungsweise faul halte, weil ich in den Literaturhausarbeiten „außer ein einziges Mal nie was besseres als ’ne 2+ hatte“ ? :)
kopf hoch anna du schaffst das schon alles
Hallo Anna,
erstmal: ich kenne wenige Leute, die so diszipliniert, strukturiert und fleißig arbeiten, wie du es beschrieben hast!
Ich kann trotzdem verstehen, dass man sein Werk immer wieder in Frage stellt, ich kann mich noch gut an meine Diplomarbeitszeit erinnern, die mich viel Kraft und Nerven gekostet hat und die ich ohne Thomas Beistand nicht bewältigt hätte.
Also lass dich von Daniel „trösten“ oder verwöhnen und denk dir doch, wenn du alte Hausarbeiten von dir anschaust: „he da habe ich ja was tolles abgegeben und guck wie gut ich da geschrieben habe. Jetzt da ich ja noch mehr studiert habe, kann ich es noch besser!“
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, Geduld mit dir selbst und Stolz auf dich!
Ich denk an dich. Liebe Grüße Melanie