7:15 Uhr: Ups, schnell aufstehen, ich wollte doch noch duschen! Mit nem kleinen Liedchen auf den Lippen geht das ganz fix.
7:40 Uhr: Ich versuche Linus und Daniel zu motivieren, schnell aufzustehen. Dann wickle und ziehe ich Linus an, während Daniel den Frühstückstisch zuende deckt. Zwischendurch ist Linus sehr erbost, dass er jetzt gleich nicht „Maus gucken“ darf. Oft darf er das morgens so fünf bis zehn Minuten, aber heute sieht es eng aus. Ich sage ihm, dass er nachher etwas gucken darf, wenn ich ihm Jacke, Schneehose und Co. anziehe.
So gegen fünf vor acht sitzen wir dann am Frühstückstisch. Linus kniet auf einem großen Stuhl, das findet er im Moment ganz toll und es klappt auch meistens gut. Daniel und ich sind recht schnell fertig, aber wir versuchen, Linus in Ruhe frühstücken zu lassen. Ist ja auch eigentlich gesünder, langsam zu essen ;-)
8:19 Uhr: Gut, dass ich gestern abend schon meinen Rucksack mit Büroproviant gepackt habe. Jetzt schnell noch Linus in die gefühlt hundert Schichten reinwurschteln, denn ich habe beschlossen, trotz der -4°C mit dem Rad zu fahren. Daniel räumt den Frühstückstisch ab (diese beiden Konstanten, Linus antüddeln und Frühstückstisch teilen wir uns morgens immer wechselseitig auf). So, jetzt selbst die ganze Fahrradbekleidung anziehen (Schuhe, Stulpen, Daunenmantel, Warnweste, Schal, Handschuhe – warte, wo hat Linus meinen einen Handschuh hingeschleppt??! Mist, dann muss ich andere, dünnere nehmen. Unten im Fahrradkeller warten noch Mütze, Helm und zusätzlicher Schlauchschal auf mich.). Verabschiedung von Daniel, der bestimmt ganz froh ist, dass er mit seiner dicken Erkältung heute das Auto nehmen kann.
Natürlich will Linus die zwei Treppen allein runterklettern. Find ich ja auch gut… Dann noch Fahrrad abschließen, inklusive Anhänger rückwärts durch die sehr knapp passende Tür nach draußen schieben, Linus im Anhänger festschnallen und mit der Fleecedecke zudecken (Warum, warum muss immer dieses blöde Lammfell runterrutschen, auf dem er sitzt? Und warum gehen diese vermaledeiten Druckknöpfe vom Verdeck nur ohne Handschuhe zu? Argh). Los!
Kurzer Check der Kirchuhr beim Vorbeifahren: 8:45 Uhr, das wird knapp. Trotzdem fahre ich die schöne Strecke durchs Kleingartengelände, inklusive steile Fußgängerbrücke über die U-Bahngleise, wo ich mein Gespann hoch und runterschieben muss. Weil: der Himmel ist da so viel besser zu sehen und der sieht heute morgen so schön aus :-)
9:00 Uhr: Ankunft in der Kita. Linus aus dem Anhänger raus, Schuhüberzieher im Vorraum an, Linus‘ Schuhe aus, schnell, schnell zur Garderobe (Jaa, das sind tolle Fotos, Linus, und jaa, du darfst auch im Büro der Kitaleitung Hallo sagen, jetzt ists auch irgendwie eh egal). Schneehose etc aus, Hausschuhe an, Tschüß Häschen, viel Spaß!
Draußen Anhänger abkoppeln und anschließen, Handschuhe wieder an, fix weiterfahren. Nächster Kirchenuhrcheckpoint sagt: Ich bin zu spät. Ach was. Bleib ich halt etwas länger heute.
9:20 Uhr: Im Büro. Fahrradzeug auspellen, und vier Stunden entspannt arbeiten. Plus Mittagspause mit lieben Kolleginnen. Und Tee von Steffi. Sehr schön. Dumm nur, dass mir irgendwie ständig kalt ist. Und dass mein Handyakku leer ist. Na ja, wird schon passen.
14:20 Uhr: Tja, jetzt habe ich sogar einen Puffer aufgebaut, für eventuelles zukünftiges Zuspätkommen (sehr unwahrscheinlich *hüstel*). Warum fängt es denn gerade jetzt an, zu schneien?
14:30 Uhr: In der Kita ists schön warm. Linus möchte eigentlich noch ein bisschen spielen. Aber dann locken ihn doch die Aussichten auf Mamamilch und Schnee. Und dass er mir auf den Fotos vorm Essensraum zeigen kann, was es heute zu Essen gab. Wie immer lassen wir uns jetzt einfach Zeit. So ist es viel entspannter für uns beide und wir haben eh keine Verpflichtungen mehr heute. So können wir noch die schöne Vogeluhr um 15 Uhr im Foyer der Kita „piepsen“ hören :-)
Dann gehen wir raus. Linus ist ganz begeistert vom Schnee, und nachdem ich kurzerhand das blöde, viel zu kurze Anti-Verlierband seiner Handschuhe mit meinem Taschenmesser durchgeschnitten habe (jede Mama sollte ein Taschenmesser im Rucksack haben!), spielt er lange und ausgiebig mit dem Schnee, der auf dem Anhänger und dem kleinen Mäuerchen vor der Kita liegt. Das ist das erste Mal, dass er das tut, vorher gab es einfach noch keine Gelegenheit für Schneespiele!
Bestimmt ne halbe Stunde „hängen“ wir also vor der Kita rum. Langsam wird mir doch ganz schön kalt! Also Kind in den Anhänger (diese verdammten Druckknöpfe!) und möglichst schnell nach hause fahren, damit meine Fingerkuppen wieder warm werden. Mit den selbstgestrickten Fäustlingen inklusive Fleeceinlay wäre das nicht passiert…
So gegen 16 Uhr kommen wir zuhause an. Also, vor der Kellertür. Jetzt Fahrrad wieder rein, Kind aus Anhänger raus, durch die zwei Türen ins Treppenhaus, Linus locken, dass er doch den Briefkasten aufschließen könnte (anstatt an den Fahrrädern der Nachbarn rumzuspielen…). Gefühlt dauert es vom Keller- zu Wohnungstür ne halbe Stunde. Aber was solls, gleich machen wir uns warmen Kakao!
Nun bricht der gemütliche Teil des Nachmittags an: Kakao trinken, ein bisschen Schokolade knabbern und mit Linus entspannt am Esstisch sitzen. Danach: Vorlesen, Spielen, ein bisschen Kikaninchen gucken und währenddessen mit Steffi chatten, noch mal vorlesen… Irgendwie bin ich inzwischen ganz kaputt. Schließlich bin ich auch ziemlich erkältet. Und Daniel wird heute abend auch nicht zuhause sein… Wer kocht denn dann? Und außerdem ist mir kalt.
Um 17:30 Uhr beschließe ich, dass es mir mit leckerem Essen bestimmt viel besser gehen wird. Und gegen das Kaltsein helfen Strickjacke und Schal, welch Wunder! Also fange ich ganz entspannt an zu kochen. Zum Glück liebt Linus es, auf der Arbeitsfläche zu sitzen, zuzugucken und mitzuhelfen. Ich schäle und schneide Möhren, Pastinaken und Rote Bete für Ofengemüse. Linus rührt in der Schüssel mit trockenen Couscouskörnchen und füllt diese immer wieder von einer Tasse in die Schüssel und umgekehrt. Irgendwie schaffe ich es tatsächlich, Ofengemüse, einen Kichererbsensalat, Couscous und Halloumi zuzubereiten, auch, weil Linus recht lange versucht, den Dosenöffner an der Salatschüssel erfolgreich zum Einsatz zu bringen.
So gegen 18:20 Uhr macht Daniel eine kurze Stippvisite, bevor er zu einem Pfadi-Termin aufbricht. Kurz danach essen Linus und ich. Linus schmeckt es auch so gut wie mir, prima! Nur Couscous auf nem flachen Teller war keine gute Idee – schnell in eine Schüssel umfüllen :-)
19:10 Uhr: Soll ich jetzt direkt abräumen, die Reste für Daniel und mich zur morgigen Mittagspause einpacken und die Spülmaschine aus- und einräumen? Och nöö. Lieber Sofa und Kreuzworträtsel. Ne Weile guckt Linus tatsächlich ganz zufrieden neben mir ein Buch an und kocht mir mit seiner Kaffeemaschine Kaffee. Dann ist aber Schluss: Er wirft alles Mögliche vom Sofa, bis ich ihn frage, ob er was mit mir machen will. Das war wohl der Grund für die Runterschmeißaktion. Er sagt gleich ja, rennt los und holt ein Vorlesebuch. „Na gut, das noch und dann mach ich dich aber fertig fürs Bett“. Aber um kurz vor acht lasse ich mich dann doch noch erweichen: „Tanzen, Mama, ja?“ Im Radio kommen natürlich nur Nachrichten. Also suche ich uns die Beachboys raus und wir tanzen drei Lieder durch. Jetzt reichts aber echt.
Wickeln, waschen, Schlafanzug an. Ich liebe ja kleine Kinder in Schlafanzügen, aber dieser hier hat eindeutig zu viele Druckknöpfe! Irgendwie ziehen die sich eh als roter Faden durch den Tag, scheint es :D Gesicht und Kopf waschen mit dem Waschlappen läuft nach der Verhandlung, dass Linus danach auch mich waschen und fönen darf. Mir solls recht sein. Jetzt noch Zähneputzen (Kindchen muss erst seinen Ikea-Hocker holen, dann die Zahnpastatube SELBER aufdrehen und SELBER die Zahnpasta auf BEIDE Zahnbürsten machen und um Gottes Willen, Mama, natürlich auch SELBER wieder die Tube zudrehen. Und dann SELBER putzen, mit, na klar, BEIDEN Bürsten, bis ich dann bei meinem „1,2,3,4,5“-Gesang für jede relevante Zahnfläche meinen allabendlichen Kindheits-Zahnputzbrunnen-Frau-Bratfisch-Flashback habe).Ging ja ganz schnell.
20:20 Uhr: „Mamamilch?“. Nee, echt nicht. Na gut, dann: „Buch anducken?“ Joa, kannste. Ich sitz mal hier daneben und mach nix. Kurz danach gehe ich dann ins Wohnzimmer und lasse ihn noch ein bisschen Buch angucken, während ich leidlich den Tisch abräume und so weiter. Dann um 20:35 Uhr endgültig Gute Nacht sagen, mit Nachttischlampe aus und Nachtlicht-Mauslampe an. Linus legt sich auch ganz lieb hin und schläft alleine ein, während ich mal ganz kurz den heutigen Tagesverlauf aufschreibe :-)
22:00 uhr: Gleich kuschel ich mich dann neben das schlafende Kind ins Bett, hör noch ein bisschen Hörbuch und hoffe, dass mein Daniel heute nicht mehr so lang fleißig sein muss.
Ganz normal ist dieser Tag natürlich nicht, denn meistens ist Daniel ab 18 Uhr zuhause und wir können uns Kinderbetreuung und Haushaltszeug miteinander teilen.
Oh wow, das ist aber ein seeehr langer Text. Gut, dass du mit so einer Gelassenheit an alles gehst, denn zu hetzen, würde vermutlich nicht dazu führen, dass es schneller geht, aber wesentlich stressiger sein. Euer Tag klingt in Teilen schon ganz schön anstrengend, aber auch cool und ich finde es spannend, mal zu hören, wie ihr das so handhabt. Danke fürs Teilen!
Das ist aber wirklich ein sehr beeindruckender Tag. Allein schon bei der Vorstellung, erst Linus und dann dir all die Klamotten anzuziehen… puh! Und dann die eisigen, roten, kalten Finger, mit denen man versucht, die Druckknöpfe zu schließen, aber nichts spürt, außer, dass die Finger weh tun…
Und wie du anscheinend so viel Gelassenheit an den Tag legst. Wirklich toll!
Ich musste über deinen Proviant-Rucksack schmunzeln. Was hast du denn da alles drin? Klingt nach einer mehrtägigen Expedition! :-)
Nachtrag: Das müsstest du mal zur Brigitte oder Brigitte mom oder so schicken. Das ist doch definitiv zeitschriftentauglich. Es würden sicher tausend Leserbriefe kommen, die sich über deinen Bericht freuen.
Ich mag am liebsten „Tschüss Häschen“!
Ps. Pass auf, dass du nicht krank wirst, wenn dir immer wieder so kalt ist! :-*