Irgendwie gibt es immer Leute, die gerne etwas an ihrem Geschwisterstatus ändern wollen. Man hört dann: Ich hätte gern ne große Schwester, oder ne kleine, oder doch lieber keine, das gleiche gilt für Brüder. Zumindest ist das eine Zeitlang so, so zwischen 5 bis 15 ungefähr, vielleicht. Ich hatte das nie. Ich war immer sehr zufrieden mit meinem Geschwisterstatus, inzwischen bin ich seit vielen Jahren sogar sehr, sehr überglücklich, was natürlich hauptsächlich an diesen entzückenden, liebenswerten, wunderschönen jungen Frauen liegt, deren große Schwester ich sein darf.
Und außerdem hatte ich ja Niklas. Niklas war kein großer Bruder, sondern – viel besser – mein Cousin. Wir mussten uns nicht im Alltag über große oder kleine Dinge miteinander anlegen, sondern konnten einfach nur Verbündete sein. Die meiste Zeit waren wir durch ziemlich genau 300 Kilometer getrennt, und wenn wir uns sahen, dann tauchte einer immer in eine völlig fremde Welt ab: Kleinstadt gegen Großstadt, Hamburger Diaspora gegen katholisches Emsland, Gokart gegen U-Bahn.
Wenn die Familien sich gegenseitig besuchten, klebten wir aneinander. Schlafen war nicht so wichtig, stundenlanges nächtliches Witzeerzählen war da doch wesentlich notwendiger. Ich weiß noch, welche Qual es war, als wir einen Urlaub mal mit kleineren Geschwistern ein Zimmer teilen mussten und zur Ruhe verdammt waren. Ein bisschen trage ich das meinem vor der Tür Wache haltendem Onkel immer noch nach ;-)
Mit Niklas konnte ich die besten Abenteuer erleben. Eigentlich völlig alltägliche Dinge, aber für mich sind es Erinnerungsjuwelen: Ich fühlte mich wie eine Königin, wenn ich von ihm mit dem Gokart durch die Gegend kutschiert wurde. Brötchen kaufen und für Bruder und Schwester gehalten werden (was wir liebten!), Kino, das Spinnennetz (dem nahezu der gesamte Wollvorrat meiner Tante zum Opfer fiel), Eis- und Döneressen (und die gemeinsame Verwunderung über die krassen Preisunterschiede zwischen unseren Heimatstädten), der Campingschwedenurlaub, Comics lesen, A-Team gucken, gemeinsam zur Schule gehen (als Niklas mich während seiner Ferien in Hamburg besuchte), Kirmes- und Dombesuche, Übernachten bei Opa, die Tage in Petershagen.
Ich glaube, manchmal gaben wir jeweils gern mit dem anderen an. Von mir weiß ich es sicher ;-) Wir stritten uns fast nie, auch wenn wir uns sehr gern ärgerten.
Unvergesslich sind mir aber auch unsere gemeinsamen Erlebnisse aus jüngerer Vergangenheit wie Daniels und mein Besuch in Aachen, die schon fast traditionellen Nach-Weihnachten-vor-Silvester-Besuche von Niklas und Steffi in Hamburg. Wir sahen uns viel seltener als früher, und meist auch für viel kürzere Zeiträume, und trotzdem war die Verbindung beim Wiedersehen immer wieder sofort da. Oft vermisste ich ihn – und auch Steffi! – ganz schön doll.
Im Moment leben wir das erste Mal in unserem Leben in derselben Stadt. Und das ist toll. Immer wieder merke ich, wie sehr mich das glücklich macht, ihn so häufig zu sehen, einfach mal zusammen Abend zu essen, oder ins Kino zu gehen, oder ihn bei Familienbesuchen in meinem Elternhaus dabeizuhaben. Und wenn wir dann nebeneinander mit dem Rad von Farmsen Richtung Barmbek radeln, und einfach so über Sachen reden, dann fühlt es sich fast so an wie damals. Und viel besser, weil es halt jetzt ist. Und nicht nur eine Erinnerung.
Die Bilder stammen von einem gemeinsamen Kino- und Cocktailabend letzte Woche :-)
Ich erinnere mich ebenso gerne an die viele netten verlebten Stunden mit Dir und freue mich um so mehr auf die noch zu planenden Events!