Am Samstag bin ich vormittags allein mit dem Rad zur nächsten Ubahnhaltestelle gefahren und dann fast eine Stunde erst mit der U-, dann mit mit der S-Bahn, bis ich in Klein Flottbek war. Ein bisschen auch eine Reise in die Vergangenheit, denn fast genau diese Strecke (minus drei Stationen) bin ich zu Schulzeiten drei Jahre lang sehr oft gefahren, weil mein damaliger Freund in Othmarschen wohnte. Diesmal aber ging es woanders hin: Ich hatte mich recht spontan entschieden, dass ich gern diese Ausstellung sehen wollte, bevor sie vorbei sein würde:
https://www.barlach-haus.de/ausstellung/mary-warburg/
Dafür musste ich nun mal in den Jenischpark. Normalerweise hätte ich die anderen ja mitgenommen, aber das Wetter war nicht sehr verlockend für Kinder, die vielleicht nicht wirklich Lust auf das Anschauen einer Ausstellung gehabt hätten und dann in den Park gegangen wären. Und der Weg war weit und es gab durchaus andere Dinge, die Linus, Elin und Daniel lieber tun wollten. So einen Ausflug ganz allein, ohne Verabredung mit jemanden, einfach für mich, ohne praktischen Zweck einmal durch die ganze Stadt gefahren, das habe ich wirklich sehr, sehr lange nicht mehr gemacht.
Ich war richtig aufgeregt. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass ich sowas öfter tun sollte. Es war viel los, die Bahnen waren ganz voll von Touristen. Auch an meiner Station stiegen eine Menge Leute aus. Die wollten aber meist in den Derbypark.
Die Tür zum Museum wirkte fast wie der Eingang zu einem Wohnhaus, undurchsichtig und nicht beschriftet. Es fühlte sich beinahe intim an, sie aufzudrücken. Die kleine Ausstellung hatte ich zeitweilig ganz für mich oder musste sie nur mit ein paar Menschen teilen. So konnte ich ganz in Ruhe in meinem Tempo alles anschauen. Die Bilder haben mir sehr gut gefallen und haben mich, verbunden mit der Geschichte der Künstlerin, auch angerührt.
Danach bin ich noch durch den eindrucksvollen Park bis hinunter zur Elbe gelaufen. In den Park möchte ich gern noch einmal mit den anderen kommen. Bei besserem Wetter wird es ihnen dort sicher sehr gut gefallen.
Auf dem Anleger Teufelsbrück habe ich erst gelesen und dann mit Ausblick auf Möwen, Schiffe und Elbewellen eine Portion Pommes gegessen.
Dann bin ich durch den Park zurück zur S-Bahnstation gelaufen. Auf dem Weg habe ich die Schwalben bewundert und einen Trupp Stieglitze. Über die habe ich mich besonders gefreut, denn die habe ich bisher nur ganz, ganz selten einmal gesehen. Als sie wegflogen, konnte ich sehen, warum sie auf Englisch Goldfinch heißen: Die gelben Streifen auf den Flügeln scheinen beim Fliegen golden zu schimmern.
Die Rückfahrt mit der Bahn schien mir gar nicht so lang wie die Hinfahrt. Vielleicht lag das am Büchlein mit Ringelnatzgedichten, das ich hauptsächlich aus Platzgründen für die Fahrt ausgewählt hatte. Einmal musste ich so sehr lachen! Und dabei an meine älteste Freundin Merit und ihre legendären Lachanfälle bei gemeinsamen U-Bahn-Fahrten denken.