Gern fragen mich Leute, die selbst einen ganz anderen Alltag haben als ich – und meist sind es außerdem Menschen, die mich nicht allzu gut kennen – was ich denn so den ganzen Tag mache (Ich bilde mir dann gern einen gewissen Unterton ein, so nach dem Motto: Du musst ja megaviel Zeit haben! Ob der nun wirklich vorhanden ist, sei dahin gestellt :-) . Ich antworte dann meist: „Och, alles mögliche, äh, Freunde treffen zum Beispiel“. Aber eine besonders eloquente Antwort habe ich meist nicht parat. Irgendwie klingt es immer nach einer großen Portion Leere, ab und zu durchbrochen durch Besuch oder – ganz großes Kino: „Shoppen“. Das war meine Antwort letztens, als eine Kollegin gefragt hat, und das war auch so ziemlich das Dümmste, was ich bisher zu dem Thema von mir gegeben habe. Denn a) klingt es einfach maximal oberflächlich und b) habe ich bis dato in der Elternzeit erst zweimal tatsächlich etwas gemacht, was man annähernd als Shoppen klassifizieren könnte.
Kleiner Exkurs: seit Linus auf der Welt ist, sehe ich Shoppingzentren und Einkaufsstraßen übrigens mit gänzlich anderen Augen. Vor einem Jahr hätte ich kaum sagen können, ob es in der Hamburger Meile überhaupt Aufzüge gibt (ja, auch im H&M und im Thalia), oder gar, welcher Wickelraum in der Innenstadt gut zu erreichen und noch dazu zu empfehlen ist (einen herrlich luxuriösen gibt es zum Beispiel im „Hamburger Hof“ – abschließbar und mit eigenem Waschbecken! ;-).
Gestern abend war es dann so weit: Ich hätte selbst kaum sagen können, was ich denn nun den ganzen Tag gemacht hatte. Gefühlt: Nix. Ich war ganz unzufrieden, bis ich mal ein bisschen genauer nachgedacht habe. Das hier habe ich nämlich tatsächlich gemacht:
8 Uhr: aufstehen und Linus wickeln und anziehen.
Mit Linus im Wohnzimmer spielen, ihn dann schön warm einpacken und mit ihm Brötchen holen.
Frühstück zu dritt.
Nalas und Millas fertiggestrickte Mützen waschen, damit sie später nass aufgespannt werden können.
Vier Kartons Babyklamotten auf den Dachboden bringen.
Die neue Babytragehilfe ausprobieren.
Linus zum Mittagsschläfchen hinlegen.
Die Strickmützen aufspannen (blocken).
Überlegen, was es zum Mittagessen geben soll (Tortelloni mit Schinken-Sahne-Soße und Salat), Einkaufszettel schreiben.
Besuch begrüßen: Steffi :-) Die dann gleich mit zum Einkaufen nehmen, dabei mal ausprobieren, was Linus davon hält, mit der Tragehilfe auf dem Rücken getragen zu werden.
Kochen, während Steffi und Linus ein Buch angucken.
Essen und schnacken. Merken, dass Linus auf Tortelloni steht. Keine große Überraschung, nudelbegeisterungstechnisch kommt er ganz nach der Mama.
Zwischendurch so über den Tag verteilt übrigens diverse Male wickeln und stillen, ist ja klar. Und kleine Tänzchen und Fingerspiele und Lieder singen, um das Kindchen bei Laune zu halten.
Wäsche abnehmen, falten und wegräumen.
Termin mit dem Büro abstimmen.
Sehr häufig Sachen aufheben, die Linus heruntergefallen sind :)
Um 22 Uhr dann Linus in meinen Armen in den Schlaf wiegen, weil das mit dem Einfach-so-Einschlafen heut nicht wirklich geklappt hat. Den Part übernehm ich dafür kurz darauf beim Kuscheln und Fernsehen mit Daniel :)
Das ist nur ein beispielhafter Tag und ganz sicher habe ich inzwischen wieder diverses vergessen, was ich auch noch gemacht habe. Wiederkehrend sind nämlich auch solche Beschäftigungen wie lesen, stricken, fernsehen (meist so zwishengeschobene Sachen, gern aus der arte-Mediathek oder auch mal alte Fernsehserien auf Youtube wie The Saint, Murder she wrote oder gestern mal: Die Zwei). Am allernervigsten: abwaschen. Gar nicht schlimm: wickeln. Schön: stillen und die vielen, vielen Spaziergänge und -fahrten, die ich mit Linus so mache. Viel Zeit haben in den letzten Wochen auch Kitasuche und Führerschein (inklusive Erste-Hilfe-Kurs) beansprucht. Superwichtig: Mein Yogakurs einmal die Woche, abends, ganz für mich. Verabredungen, Besuche, Austausch und gemeinsame Aktivitäten mit Freunden und Familie. Mein Einfach-Eltern-Café mit Melanie.
Absolut am zeitaufwendigsten: Linus. Was für ein wundervolles, kräftezehrendes, bezauberndes, amüsantes, faszinierendes Zeitfresserchen!
Und Quality time mit meinem allerliebsten Daniel verbringe ich auch noch.
Nein, wahrhaftig, langweilig wird mir irgendwie nicht. Auch ohne Shoppen.
Ein wunderschöner Post, der mich sehr anspicht und zum Lächeln bringt. Schön, dass es dir gut geht!