Warum? Weil ich Daniel habe. Eigentlich ja offensichtlich, aber ich verrate euch noch ein bisschen mehr. Gestern, als ich ohne Nachhilfekind und ohne Wolle zuhause saß und das Internet nach nahegelegenen Wollläden durchforstet hatte (die es nicht gibt) und außerdem geguckt habe, ob man die Wolle online kaufen kann (kann man, wenn man für die Lieferung ungefähr doppelt so viel zuzahlen will, wie das eine Knäul, das ich haben will, kostet), habe ich Daniel angerufen und ihm am Telefon auf Englisch – warum auch immer – vollgejammert. Das Gespräch – naja, vielmehr der Jammermonolog – fing ungefähr so an: „Hi darling, I am sooo frustrated!!“ Viel besser wurde es auch nicht.
Er hat das Ganze ausgehalten und war noch dazu sehr lieb und verständnisvoll, was man wohl nicht von jedem Mann erwarten kann, der ständig zu hören kriegt, dass die Freundin „endlich diesen Schal zuende häkeln“ will und dass sie schon „so oft“ bei Karstadt war und dass sie „unbedingt“ diesen Schal weiterhäkeln muss und dass das alles so gemein ist. Daniel hat mich sogar ermuntert, nicht aufzugeben, bald würde ich diese Wolle bestimmt bekommen, und dann wäre der Schal viel schöner, als wenn ich jetzt eine Reihe mit der falschen Farbe zuende häkeln würde (was ich durchaus überlegt hatte).
Na ja, ich hab das auch halbwegs eingesehen – war natürlich aber trotzdem noch „frustrated“ -, war fürs Erste aber ein wenig getröstet. Abends wunderte ich mich etwas, dass Daniels Termin so lange dauerte. Als er dann endlich nach hause kam, begrüßte ich ihn euphorisch, was – wie ich zu meiner Schande gestehen muss – auch daran lag, dass nun der Zeitpunkt zum Abendesssen in greifbare Nähe rückte. Aber nicht nur daran! Er sagte mir dann, dass es deswegen später geworden war, weil er in Farmsen im Einkaufszentrum im Wollladen gewesen war und versucht hatte, für mich meine Wolle zu kaufen! Ich schmolz dahin, als ich das hörte. Ich meine, er wusste ja noch nicht einmal, wie die Wolle hieß, geschweige denn, dass es sich um Baumwollgarn handelte. Das heißt, er ist ans Regal gegangen (und das ist ein großes Regal) und hat der Verkäuferin erklärt, wie das Garn aussieht und sich anfühlt und sie haben es tatsächlich geschafft, die richtige Sorte herauszufinden. Nur leider hatte der Laden zwar auch Catania-Wolle im Sortiment, aber halt nicht in der Farbschattierung „silber“. Das war mir aber dann auch ziemlich egal, als ich die Geschichte hörte, weil ich es so furchtbar lieb von Daniel fand, dass er es versucht hatte. Ich persönlich wäre wahrscheinlich viel zu schüchtern gewesen, in einen Laden zu gehen und zu sagen: Ich suche ein Computerbauteil für meinen Freund, ich habe keine Ahnung, wie es heißt und was es ist, aber ich weiß, wie es aussieht…“ ;)
Zumindest hat Daniel herausgefunden, dass die Dame im Wollladen, wenn gewünscht, „meine“ Wolle bestellen würde, allerdings würde das dann eine Woche dauern. Also warte ich erstmal ab, ob die Karstadt-Frau sich tatsächlich bei mir meldet. Auf jeden Fall wurde mir ganz warm ums Herz, als mir mein Daniel das erzählt hat und ich war so glücklich, dass ich ihn habe. Dass dies durch einen versuchten Wollkauf ausgelöst wurde, mag nicht jedem verständlich sein, aber für mich war das ein wirklicher Liebesbeweis. I love you, darling! Auch, weil du anbietest, Mary Shelleys Frankenstein nicht weiterzugucken, weil ich so heulen muss, weil das arme Monster so furchtbar behandelt wird (der Film, auch wenn ich ihn aus oben genannten Grund nicht weitergeguckt habe und noch nicht weiß, ob ich das tun werde, ist bis zum geguckten Punkt sehr empfehlenswert, noch empfehlenswerter ist natürlich das Buch. Ich habe schon beim Lesen damals geheult und das tue ich sehr selten bei Büchern. Es ist eben nicht nur eine Horrorgeschichte, sondern auch sehr anrührend. Mehr dazu vielleicht später).
Hallo liebe Anna, die das Glück hat den Daniel zu haben,
ich wollte nur schnell sagen, daß wir wieder da sind und bei meinen Eltern in Stapelfeld sind. Unsere Emailadresse funktioniert noch, leider habe ich aber nicht Deine Adresse hier. Wir freuen uns auf das erste Wiedersehen. Vermutlich fahre ich demnächst zwei Mal täglich fast bei Deinen Eltern an der Tür vorbei, weil Jakobs Schule an der Stephanstraße ist, zwischen Pillauer Str. und Friedrich Ebert Damm.
Bis bald und ganz liebe Grüße
Moni
Schöööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööön so ‚was zu lesen! I love you! :)